1. Einleitung
Man hört in den letzten Jahren eine
Menge Gerüchte und Klatsch über einige Produkte,
unter anderem Glycerin und insbesondere nicht raffiniertes
Glycerin (preisleistungs Verhältniss ermöglicht
den Einsatz in einer Biogasanlage)
Im Jahr 2011 hatten einige Biogasanlagenbetreiber
extrem grosse Probleme mit der Zugabe von Glycerin. Diese
wurden rücksichtslos in den Rationen eingesetzt. In diesem
Artikel erklären wir wie es so weit kommen kann.
Ist Glycerine tatsächlich ein
gefährliches Produkt?
- JA, wenn es rücksichtslos
ohne vorbeugende Maßnahmen eingesetzt wird.
- NEIN, wenn es rational und fachkundig
verwendet wird.
Als Ernährungswissenschaftler, sind
wir nicht zufrieden mit den unbegründeten Erklärungen
über die Fütterung der Vergärer. In diesem
Artikel werden wir einige Fragen über Glycerin beantworten:
- Wie wird das Glycerin produziert?
Mit anderen Worten, welche anderen Stoffe könnten sich
noch im Glycerin befinden die die Biologie schädigen
könnten.
- Natriumchlorid (Kochsalz), Natriumacetat?
Ab welcher Dosis sind sie gefährlich?
- Verantwortungsvoller Umgang mit
Glycerin. Wie funktioniert das? Vereinfachte Ratios
wie z.B. das C/N-Verhältnis sind unzureichend um eine
vernünftige Rationsberechnung durchführen zu können.
Ein Bio-Ingenieur in Ernährungswissenschaft studiert
5 Jahre an der Universität. Was wir damit sagen möchten
ist das die berechnung einer ausgewogenen Fütterungsration
für eine Biogasanlage mehr Parameter benötigen
als ein einfachhes C/N-Verhältnis.
2. Wo findet man Glycerin in der Natur?
Glycerol (der andere Name für Glycerin)
ist ein Biomolekül, das in allen Triglyceride (Fette)
zu finden ist.
Ein Triglycerid ist aus 1 Molekül Glycerol und drei Fettsäure-Molekülen
aufgebaut:
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oder |
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Glycerol ist ein tertiärer Alkohol
(3-Alkohol-Funktion). Es ist ein Kohlenhydrat (Kohlenhydrate
mit 3 Kohlenstoffatomen).
Glycerin ist eine neutrale / schwach saures Molekül
in wässrigen Lösungen.
Glycerin enthalten hauptsächlich Glycerol, kann
jedoch auch andere Nährstoffe (Natrium, Chlorid,
oder Salze der Essigsäure ...) enthalten, gemäß
dem verwendeten Verfahren, in der sie freigesetzt werden.
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Die anderen Komponenten der Triglyceriden
(Fette und Öle) sind:
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Wenn die Oleochemie
Öle und Fette behandelt, ist es hauptsächlich,
um die Fettsäuren davon zu extrahieren.
Aber hierfür müssen die Fettsäuren getrennt
werden. Hiervon ist die Qualität des Glycerins
abhängig.
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Warum sind die Fettsäuren mit Glycerin
verestert in lebendigen Zellen von höheren Organismen?
Jede lebende Zelle speichert den größten Teil der
Energie in Form von Fett. Der Inhalt der Zelle muss im neutralen
pH-Wert bleiben, um weiter bedient zu werden. Aber Fettsäuren,
wie ihr Name es schon sagt, sind Säuren. Wenn sie in
der Form von Fettsäure gelagert wurden, könnten
sie die Zelle durch Ansäuern abtöten. Die Lebewesen
lösen dieses Problem durch die Kombination von Fettsäuren
mit Glycerol (organische Säuren sind mit Glycerol verestert).
Triglyzeride sind neutral im Bereich des pH-Wertes. Für
diejenigen, die Kenntnisse der organischen Chemie haben:
alkohol + carboxilisch Säure => Ester + Wasser
Diese reaktion enthält ein neutrales Molekül das
die Zellen nicht beschädigt. Diese neutralen Triglyceriden
sind die Rohstoffe für die Oleo-Chemie.
3. Produktionsprozess von Glycerin
Wenn man ein industrielles Produkt nutzen
möchte (Glycerin, Mayonnaise, Wasser-Stopfen, Klärschlamm...),
sollte man sich IMMER an die drei nachfolgenden Schritte halten
:
- Produktionsprozess genaustens studieren,
Zutaten und Betriebstoffe identifizieren. Dies ist nützlich
um den Umfang der Analyse zu bestimmen (siehe dritten Schritt).
- Was kann schief gehen während des
Produktionsprozesses und wie weiß der Produzent hiermit
umzugehen (Behandlung mit Schwefelsäure, Soda, Seife,
etc. ..)
- Analyse: gibt immer die genauen Werte
eines Produktes. Für jedes Produkt das dem Fermenter
zugefügt wird, muss Standardgemäss die Weenderanalyse
durchgeführt werden. Weiter könnte man auch alle
erdenklichen Analyseparameter durchführen. Aber das
wäre zu Zeit- und kostenintensif. Mit den ersten beiden
Schritten können Sie bereits die notwendigen Analyseparameter
genauestens eingrenzen.
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3.1 Transesterung (Biodiesel-Industrie)
Wir haben gerade erfahren, dass Öle
und Fette aus Glycerol und Fettsäuren bestehen.
Technisch kann ein Dieselmotor auf Triglyceriden
(Fette und Öle) laufen. Es gibt Gründe, warum dies
nicht der Fall ist:
- Triglyceride sind nicht sehr flüchtig.
- die Viskosität von Triglyceriden
variiert stark mit der Temperatur. Diese können auch
bei kühleren Temperaturen erstarren
In der Biodiesel-Industrie wird daher eine
Umesterung durchgeführt. Wie das Wort zeigt, tauscht
die Umesterung der Fettsäuren den einen Ester (= Triglycerid=Triacylglycerol)
gegen einen anderen Ester (Methylester oder Ethylester = Biodiesel).
Dieses geschiet in einem einzigen Schritt.
Die Umesterungsreaktion erfordert die Anwesenheit
eines alkalischen Katalysators. Normalerweise verwendet man
Natronlauge (NaOH = Natriumhydroxid), denn dies ist eine kostengünstige
starke Basis.
Man fügt alle Reaktanten in einen Reaktor
zusammen: Methanol (oder Ethanol), Triglycerid (Öl) und
Natriumhydroxid. Die Umsetzung erfolgt bei Raumtemperatur,
aber zur Beschleunigung wird die Mischung erwärmt auf
50 ° C. Die Umesterung erfolgt, drei Phasen entstehen
in dem Reaktor:
- Ober phase: Der Biodiesel (Methyl-oder
Ethylester)
- mittlere Phase: ein Gemisch aus Methanol,
Wasser, Glycerin, Natriumhydroxid und Methylester
- untere Phase: Glycerin
Die Phasen werden getrennt (Dekantieren
und / oder Zentrifugation). Soda und Glycerin sind beide wasserlösslich.
Darum vermischen sich Glycerin und Natriumhydroxid.
Da die Glycerin + NaOH sehr alkalisch ist, werden diese neutralisiert
durch eine Säure.
Im Prinzip kann jede Säure verwendet werden, aber in
der Praxis wird in der Regel Salzsäure (HCl) verwendet.
Dies ergibt somit ein Glycerin-Lösung, welche die folgenden
Nährstoffe enthält:
- Glycerin
- Wasser (kein Problem)
- Natriumchlorid (NaCl = Kochsalz)
Wenn man diese Art von Glycerin verwendet,
muss man natürlich auf das Natrium und Chloriden auf
passen. Sonst vergiftet man die Biologie des Vergärers.
Die Formulierung muss auch unter Berücksichtigung des
gesamten Trockenstoffes der Ration erfolgen. Je höher
der Trockenstoffgehalt, desto weniger Gärrestspülung
findet statt. Das Risico von Natrium und Chlorid-Vergiftung
steigt.
Einige Biodieselerzeuger verwenden Essigsäure anstatt
Salzsäure (um Chloride Angriff auf Edelstahl zu vermeiden).
Man bekommt dann die volgende Glycerinlösung:
- Glycerin
- Wasser
- Natriumacetat
Rationsformulierung; die Chloridevergiftungsgefahr
besteht nicht. Acetat ist kein Problem, da es der Nährstoff
für Methanogene Bakterien ist. Natrium, ist der Parameter
den man im Auge behalten müsste.
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